Mitarbeiterbindung

Burnout: Manager-Krankheit oder Management-Aufgabe?

Jutta Handlanger 5 min Lesezeit PDF-Download
Burnout: Manager-Krankheit oder Management-Aufgabe?

Laut WHO (World Health Organization) ist „Burnout ein Syndrom, das auf chronischen Stress am Arbeitsplatz zurückzuführen ist, der nicht erfolgreich bewältigt wurde.” Und die Zahlen sprechen für sich: Immer mehr Menschen weltweit leiden unter Burnout. Lange Zeit galt dieses vor allem durch Stress ausgelöste Syndrom als eine Krankheit, die vor allem Manager betrifft. Heute wissen wir, dass es jeden betreffen kann

Nicht nur die Arbeitsbelastung und der Stress am Arbeitsplatz – gerade in einem hektischen Arbeitsumfeld wie z.B. einem Call Center – sind Ursachen für Burnout. Auch. Persönlichkeitsmerkmale und der individuelle Lebensstil spielen dabei eine Rolle. Dennoch ist das Arbeitsumfeld sehr wichtig für das Wohl oder Unwohl der Mitarbeitenden. Deshalb tragen Arbeitgeber und Führungskräfte eine große Verantwortung, Arbeitsbedingungen zu schaffen, die übermäßigen Stress und Druck vermeiden und somit Burnout vorbeugen.

Dies schafft eine Win-Win-Situation: Arbeitgeber beugen nicht nur Burnout vor, sondern steigern auch die allgemeine Arbeitszufriedenheit und das Engagement ihrer Mitarbeitenden. Dies führt letztendlich zu einer höheren Produktivität und besseren Ergebnissen für das Unternehmen.

Was kannst Du als Führungskraft tun, um Burnout entgegenzuwirken?

Zuerst ist es wichtig, dass man als Arbeitgeber trotz des Strebens nach Erfolg und Gewinn die Menschen in den Mittelpunkt seiner Organisationen stellt. Die Mitarbeitenden sind unverzichtbar, um das Geschäft am Laufen zu halten und es weiter auszubauen. Wir bei injixo nennen das „People-Centricity”. 

Um eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der sich Deine Mitarbeitenden wohlfühlen und sich persönlich weiterentwickeln können, gibt es zwei Bereiche, die Du als Führungskraft bearbeiten solltest: 

  1. Zum einen kannst Du Rahmenbedingungen schaffen, die den Arbeits- und Leistungsdruck senken. 
  2. Zum anderen kannst Du eine positive Unternehmenskultur aufbauen und pflegen, die dafür sorgt, dass Burnout vermieden und persönliche und Unternehmensziele erreicht werden.

Schauen wir uns diese beiden Themenfelder der Reihe nach an.

1. Rahmenbedingungen schaffen

In der Arbeitswelt von heute, die immer mehr von der Generation Z beeinflusst wird, stehen Werte wie Selbstverwirklichung, Spaß am Beruf, gutes Arbeitsklima, Flexibilität und ein passendes Arbeitsumfeld im Vordergrund. Das bedeutet jedoch nicht, dass die neue Generation weniger leistungsbereit ist. Sie muss nur anders motiviert werden als es immer noch größtenteils in der Arbeitswelt üblich ist: Command- und Control-Strukturen sowie Top-Down-Management greifen hier nicht mehr.

Das Tolle daran: Indem Du diese Aspekte berücksichtigst und die folgenden drei Maßnahmen umsetzt, schaffst Du nicht nur die Rahmenbedingungen für das Wohlbefinden Deiner Belegschaft. Du förderst gleichzeitig die Attraktivität Deines Unternehmens als guter Arbeitgeber.

  • Flexible Arbeitsmodelle
    Das Angebot flexibler Arbeitszeiten ist eine zentrale Maßnahme, um auf die individuellen Bedürfnisse Deiner Mitarbeitenden einzugehen. Dazu zählen Teilzeitmodelle, die Möglichkeit komplett oder zeit- bzw. tageweise von zu Hause oder anderen Orten zu arbeiten, sowie Job-Sharing. Diese Optionen können die Work-Life-Balance Deiner Mitarbeitenden erheblich verbessern. 

    Selbst in Organisationen mit festen Schichten kannst Du mehr Flexibilität bieten, etwa durch unterschiedliche Schichtlängen, die faire Verteilung von weniger beliebten Schichten und die Möglichkeit, Schichten zu tauschen. Wie Du das mithilfe einer professionellen Software für Workforce Management umsetzen kannst, erfährst Du in diesem Blog-Beitrag.

  • Steuerung der Arbeitsbelastung
    Um zu verhindern, dass sich Deine Mitarbeitenden überfordert fühlen und den hohen Erwartungen sowie dem Zeit- und Leistungsdruck nicht gewachsen sind, ist es wichtig, dass Du als Führungskraft die Arbeitsbelastung richtig steuerst. Dazu zählt auch, klare Erwartungen und erreichbare Ziele zu definieren. Gib deinen Mitarbeitenden die Verantwortung für bestimmte Projekte. Dies fördert das Gefühl der Eigenverantwortung. Stelle dafür sicher, dass sie die notwendigen Werkzeuge und Kenntnisse haben, um ihre Aufgaben effektiv zu erfüllen. Du kannst Deinen Mitarbeitenden auch Tools zum Projekt- oder Zeitmanagement an die Hand geben, die ihnen helfen, ihre Aufgaben zu verfolgen und Prioritäten zu setzen. Anhand regelmäßiger Überprüfungen der Arbeitsbelastung kannst Du sicherstellen, dass die Arbeitslast gerecht verteilt ist und niemand regelmäßig überlastet wird. Ermutige auch Dein Teammitglieder, Pausen zu nehmen und Urlaub zu planen, um Überarbeitung vorzubeugen.

    Diese Maßnahmen entlasten nicht nur Deine Mitarbeitenden, sondern sorgen auch dafür, dass sie ihre Arbeit nicht als eintönig, sondern abwechslungsreich und interessant empfinden. Gleichzeitig trägt ein gut strukturiertes Arbeitsumfeld zur Motivation bei.

  • Angenehme Arbeitsumgebung
    Darüber hinaus kannst Du eine Arbeitsumgebung schaffen, in der sich Deine Mitarbeitenden wohlfühlen. Dazu zählen ergonomisch ausgestattete Arbeitsplätze mit natürlichem Licht und zusätzlicher Beleuchtung sowie einem guten Raumklima mit Pflanzen oder Grünflächen. Auch Meeting- und Gemeinschaftsräume, die zur Zusammenarbeit und zum informellen Austausch einladen, sind genauso wichtig wie Rückzugsräume, in denen man ungestört alleine arbeiten kann.

2. Positive Unternehmenskultur aufbauen und pflegen

Mindestens ebenso entscheidend für das Mitarbeiterwohlbefinden wie die erläuterten Arbeitsbedingungen ist die Kultur innerhalb eines Unternehmens. injixo ist seit fast 30 Jahren im Geschäft. In dieser Zeit haben wir enorme Veränderungen sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unternehmens erlebt – Wachstum, technologische Innovationen und Erfahrungen einer diversen Belegschaft – und dabei viel gelernt. Wir erleben immer wieder, dass unsere Unternehmenskultur einen großen Einfluss auf die Zufriedenheit und Bindung der Mitarbeitenden sowie auf deren Motivation und Engagement hat. Für uns haben sich bisher folgende Aspekte als unverzichtbar für eine positive Unternehmenskultur herauskristallisiert:

  • Offene Kommunikation und Feedback
    Um eine offene Kommunikation und Feedback zu fördern, solltest Du regelmäßige Einzel- und Team-Meetings durchführen. Ermutige Deine Mitarbeitenden dazu, ihre Gedanken und Vorschläge in Meetings frei zu äußern. Du kannst auch Feedback-Tools einsetzen, um eine ständige und konstruktive Rückmeldung untereinander zu ermöglichen. Es ist wichtig, eine Atmosphäre des Vertrauens zu schaffen, in der Feedback als Chance zur Verbesserung und nicht als Kritik gesehen wird.

  • Anerkennung und Wertschätzung
    Deinen Mitarbeitenden bedeutet es viel, Anerkennung und Wertschätzung für ihre Arbeit zu erhalten. Dies kannst Du im Berufsalltag sehr effektiv durch direkte Kommunikation vermitteln. Einfach mal „Danke sagen” für die tägliche Arbeit oder persönliches Feedback geben kann sehr wirkungsvoll sein. Aktives Zuhören ist ebenfalls wichtig, um eine Kultur des Respekts zu fördern. Und kleine Gesten der Anerkennung helfen dabei, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der sich jeder wertgeschätzt fühlt.

  • Psychologische Sicherheit
    Offene Kommunikation, Vertrauen und Wertschätzung sind auch die Grundlage für ein Umfeld der psychologischen Sicherheit. Das kannst Du noch weiter fördern, indem Du Fehler als Lernchancen behandelst und nicht mit Versagen oder Bestrafung verbindest. Eine positive Fehlerkultur verringert die Angst vor Fehlschlägen und fördert Innovation und Kreativität. Als Führungskraft solltest Du mit gutem Beispiel vorangehen, indem Du eigene Fehler eingestehst und konstruktive Lösungen suchst.

  • Mitarbeitende in Entscheidungsprozesse einbeziehen
    In Brainstormings und Strategie- oder Team-Meetings solltest Du alle Team-Mitglieder darin bestärken, ihre Ideen und Perspektiven einzubringen. Dadurch beziehst Du Deine Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse ein und zeigst damit, dass ihre Meinung für Dich, das Team und das Unternehmen wichtig ist. Die Umsetzung von Mitarbeiterideen und das transparente Kommunizieren von Entscheidungsprozessen verstärken das Gefühl der Wertschätzung und Zugehörigkeit.

  • Coaching und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten
    Erarbeite gemeinsam mit Deinen Mitarbeitenden individuelle Entwicklungspläne, um persönliche Berufsziele und Wege, diese zu erreichen, festzulegen. Mit regelmäßigen Coachings kannst Du Deine Mitarbeitenden dabei unterstützen, ihre Stärken zu erkennen. Darüber hinaus zeigt die Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen, wie die Teilnahme an Fachkonferenzen, Online-Kursen oder Zertifizierungsprogrammen, dass sich das Unternehmen für die persönliche und berufliche Entwicklung seiner Mitarbeitenden einsetzt.

  • Team-Work und Gemeinschaftsgefühl
    Team-Building-Aktivitäten und regelmäßige Team-Events stärken das Gemeinschaftsgefühl und die Zusammenarbeit. Eine offene Büroumgebung, die den Austausch zwischen den Mitarbeitenden erleichtert, kann das Wir-Gefühl weiter verstärken. Team-Projekte, gemeinsame Ziele und Erfolge sowie die Unterstützung im Team führen dazu, dass einzelne Mitarbeitende sich nicht allein mit Herausforderungen konfrontiert sehen und somit Stress reduziert wird.

Fazit: Burnout-Prävention als strategische Führungsaufgabe

Burnout ist eine Krankheit, die nicht nur bei Managern auftritt, sondern jeden betreffen kann, der dauerhaft Stress und Überbelastung am Arbeitsplatz erfährt. Arbeitgeber und Führungskräfte haben daher eine große Verantwortung, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das nicht nur das Wohlbefinden der Mitarbeitenden fördert, sondern auch übermäßigen Stress und Burnout vermeidet. Das erfordert weit mehr als nur reine Fürsorge. Es ist eine strategische Management-Aufgabe, die das Potenzial hat, nicht nur den Mitarbeitenden, sondern auch dem Unternehmen selbst erheblichen Nutzen und Vorteile zu bringen.

Die Implementierung flexibler Arbeitsmodelle, eine sorgfältige Steuerung der Arbeitsbelastung und eine unterstützende Arbeitsumgebung sind dabei grundlegende Faktoren. Doch darüber hinaus ist die Förderung einer positiven Unternehmenskultur entscheidend: eine Kultur, die auf offener Kommunikation, Vertrauen, Anerkennung, psychologischer Sicherheit, Gemeinschaftsgefühl, persönlicher Weiterentwicklung und der aktiven Einbeziehung Deiner Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse beruht.

Indem Du als Führungskraft diese Schritte gehst, trägst Du nicht nur zur Prävention von Burnout bei, sondern verbesserst auch die Arbeitszufriedenheit Deiner Mitarbeitenden, Deine Attraktivität als Arbeitgeber und die Produktivität des Unternehmens. Das Konzept „People-Centricity” hilft Dir dabei, Deine Mitarbeitenden in den Mittelpunkt zu stellen. So schaffst Du die Basis für ein resilientes und leistungsfähiges Team, in dem jeder Einzelne den dynamischen Anforderungen unserer sich ständig verändernden Arbeitswelt gewachsen ist.

Dir hat der Artikel gefallen und Du möchtest ihn mit Deinen Kollegen teilen? Lad ihn als PDF herunter.

Beliebte Beiträge

Die Standardabweichung weiß, was der Durchschnitt nicht wissen kann
Die Standardabweichung weiß, was der Durchschnitt nicht wissen kann
Weiter lesen ...
Die 35 wichtigsten Call Center KPIs
Die 35 wichtigsten Call Center KPIs
Weiter lesen ...
Welchen Einfluss hat künstliche Intelligenz auf den Kundenservice?
Der Einfluss von künstlicher Intelligenz (KI) auf den Kundenservice
Weiter lesen ...
So nutzt Du Excel für Deine Personaleinsatzplanung
So nutzt Du Excel für Deine Personaleinsatzplanung
Weiter lesen ...